Stress am Arbeitsplatz – Das soziale Miteinander zählt

Seid letzten Herbst begleite ich in Seminaren die Mitglieder einer großen Verwaltung bei der Stärkung des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Die Resonanz auf die ersten Workshops zeigt deutlich, was die Mitarbeitenden als relevante Einflussfaktoren auf Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit erleben.

Das soziale Miteinander ist entscheidend

Das gut gemeinte Seminar zu Zeit- und Aufgabenmanagement war das erste, das mangels Teilnehmerzahl ausfiel. Dagegen hatte der Workshop „Wie bist du denn drauf!? – Mit herausforderndem Verhalten von Kolleginnen und Kollegen umgehen“ sofort eine endlos lange Warteliste. In den ersten Veranstaltungen wurde schnell klar: Es ist nicht die Arbeitslast an sich, welche die Mitarbeitenden belastete. Aber Verhalten von Kolleg*innen oder Vorgesetzten, das für sie unverständlich war, als unfreundlich und unmotiviert erlebt wurde, trug massiv zum Stress bei. Zum einen, weil die ersehnte sachliche kollegiale Unterstützung ausblieb. Zum anderen, weil Wertschätzung als Kraftquelle litt. Und schließlich, weil das Kopfkino darüber, was wohl „mit dem anderen los ist“, dem mentalen Workload quasi noch eins drauf setzte. Schuldgefühle und Ärger, die daraus oft resultierten, brauchten zusätzliche geistige Kapazität – eine als unnötig empfundene Mehrbelastung. Und nichts fördert das Risiko für Burnout bekanntlich so sehr wie das Erleben einer vermeidbaren Störung.

Ärger verbraucht eine Menge Energie

Entsprechend gut besucht war denn auch der Kurs „Anti und aggro? – Ärger im Beruf konstruktiv verwandeln und nutzen“. Mit überraschender Offenheit berichteten die Teilnehmenden, wie sehr sie selbst unter ihrem eigenen Ärger litten. Genau so sehr jedoch auch unter der Angst, dass andere Zielscheibe des eigenen Ärgers werden. Und ebenso groß wiederum war die Angst, dass andere sich über einen selbst ärgerten. Als sehr hilfreich wurden deshalb Strategien erlebt, starke Emotionen zu regulieren, und den eigenen Ärger sprachlich konstruktiv auszudrücken.

Stress ist, was du draus machst!

Für viele Teilnehmende war die augenöffnende Erkenntnis: Es ist nicht so sehr, wie andere sich verhalten, was uns stresst. Sondern wie wir das Verhalten interpretieren, darauf reagieren und damit umgehen – innerlich und äußerlich. Selbst gelassen und positiv zu bleiben, kann das Stresslevel in einem ganzen Team beeinflussen. Diesem Thema widmeten wir uns ausführlich im Workshop „Stress ist, was du draus machst!“ Mentales Stressmanagement ist keine naive Schönfärberei. Es geht vielmehr darum, eigene automatische Gedanken über eine Sache zunächst bewusst zu registrieren, als eine Möglichkeit zu denken zu entlarven und zu prüfen, ob es tatsächlich die hilfreichste Art ist, über eine Sache zu denken. Denn eine einzige Wahrheit gibt es selten. Vielmehr gibt es Sichtweisen – und davon immer mehrere. Manche Sichtweisen auf eine Angelegenheit machen uns und anderen Stress, andere befördern eher Lösungsfindung und die eigene Balance.

Sie möchten auch gern lernen, ihren Stress auf diese Weise selbst in die Hand zu nehmen? – Vielleicht ist mein Präventionskurs „Achte auf dich!“ etwas für Sie? Oder lieber ein individuelles Coaching? Auch auf der Seite der Kreisvolkshochschule Mainz-Bingen finden Sie regelmäßig neue Kurse von mir.